Aktion / Bericht
Vorstellung von Wolfgang Winter in der Main-Post
Text und Bild: Tabea Goppelt
Wolfgang Winter ist Bundestagskandidat der ÖDP im Wahlkreis Miltenberg/Main-Spessart.
Als Politiker zähle er sich nicht, tritt aber schon zum dritten Mal bei der Bundestagswahl an. Er mache Sachen richtig oder gar nicht, sagt der 64-Jährige. Sein größtes Thema: Rente.
"Ich gehe jetzt in die Politik, damit meine Kinder noch Rente kriegen." Das habe sich Wolfgang Winter gesagt, als er vor etwa zwölf Jahren mit der Parteiarbeit begonnen hat. Damals noch bei Bündnis 21/ RRP, der "Rentnerpartei." Weil es bei den Rentnern keine Einigkeit gegeben hätte, verließ er die Partei wieder. So kam er 2015 zur ÖDP, unter der Prämisse: "Nur, wenn ein Arbeitskreis Rente gebildet wird." Das Thema Rente sei für ihn das erste Gebot, sagt er heute noch.
Seit Kurzem ist er selbst "offiziell Rentner" erklärt der 64-Jährige. Von "Ruhestand" ist aber nicht viel zu merken: Der Sulzbacher (Lkr. Miltenberg) ist in verschiedenen Aktivitäten im Ort eingebunden. Dabei kommt er gar nicht aus der kleinen Marktgemeinde bei Aschaffenburg, sondern wuchs im nahegelegenen Ort Großheubach auf. Der Grund für den Umzug nach Sulzbach: Seine Frau kommt dort her. Besonders ortsgebunden war er nicht: "Es hätte auch Hamburg sein können", sagt Winter.
Während der Pandemie war nicht viel Parteiarbeit möglich – aber still sitzen konnte Winter nicht. "Wir haben viel gemacht, was die Blühwiesen betrifft und die Obstbäume", sagt er. Natur pflegen und schützen: Immer wieder spricht Winter Themen aus diesen Bereichen an. Mit den "Obstbaumrettern" sei er im Frühjahr landkreisweit unterwegs gewesen und schnitt Bäume nach. Bei Sulzbach säte er mit Parteikollegen eine Blühwiese an, auf weiteren Flächen in der Region hätten sie auch schon Blumensamen ausgestreut. Sein Beitrag zur Aktion "Rettet die Bienen."
Während Corona habe sich der Ortsverband der Partei im Freien getroffen, sobald das wieder möglich war. "Dann diskutieren wir halt auf der Wiese", sagt Winter. Der Sulzbacher ist ein Naturmensch und in seinem Ruhestand noch sehr aktiv. Im Garten habe er letztens zwei Hochbeete gebaut, gehe regelmäßig ins Fitnessstudio. Seine Banner für die kommende Wahl habe er selbst gestaltet.
Beim Thema Straßenbau zeigt Winter klare Kante: "Das ist ein Unding", sagt er über die geplante Umgehungsstraße bei Sulzbach. Und auf Nachfrage zur B26n: "Ich bin an und für sich gegen Straßenbau. Wir haben genug. Für was bauen wir noch Straßen?" Winter selbst verzichte weitestgehend auf sein Auto, sei viel mit dem Fahrrad unterwegs, auch für Einkäufe: "Da fahre ich zum Wochenmarkt und das geht wunderbar." Bahn und Bus findet er allerdings zu teuer. In Sulzbach gebe es ein 1-Euro-Ticket. "In die Richtung müsste mehr gemacht werden", sagt Winter.
Klima und Naturschutz sind zwei seiner Sorgenthemen.
"Fluchtursachen müssen dort bekämpft werden, wo sie sind", sagt er. Straffällige sollten seiner Meinung nach nicht in Deutschland bleiben dürfen, außerdem solle vorher abgeklärt werden "was für Menschen wollen nach Deutschland." Finanzielle Unterstützung für Migranten sieht er kritisch, bevorzuge Sachgaben. Im ÖDP-Bundestagswahlprogramm ist zum Thema Migration und Integration die Forderung zu lesen, man müsse "leichter einen Spurwechsel vom Asyl zur Arbeitsmigration möglich" machen. "Dabei soll die Fokussierung auf die einzelne Persönlichkeit Vorrang haben gegenüber der Betrachtung nach dem Herkunftsland oder dem ursprünglichen Migrationsgrund."
Winter: "Ich zähle mich nicht als Politiker"
Bei der Bundestagswahl geht es ihm vor allem darum, dass seine Themen gehört werden. Das Ziel, selbst in den Bundestag einzuziehen, will er gar nicht wirklich verfolgen: "Ich will kein Politiker werden." Bundestagsabgeordnete seien oft nicht in der Region vor Ort. "Ich wäre unterwegs, überall. Ich muss ja gucken, was da passiert" – so würde sich Winter seine Arbeit im Bundestag vorstellen.
Zumindest in Sulzbach habe er bei der letzten Bundestagswahl gute Resonanz gehabt. In diesem Jahr könne er seine Wählerschaft nicht gut einschätzen. Winter spricht andere Kleinparteien an, die neu hinzukämen als Konkurrenz. Und er sei schon gefragt worden: "Warum sollen wir euch wählen? Da gibt’s ja noch die Grünen." Wieso er selbst die ÖDP vorgezogen hat, nach seinem Austritt bei Bündnis 21/ RRP? "Grün geht bei mir gar nicht. Was das Klima betrifft, sind die für mich total abgedriftet", erklärt Winter.
In der Zeit der Wahlen habe er ein paar mehr Anrufe und Interviewtermine. Dann werde es wahrscheinlich wieder ruhiger. Er wird wohl mit seiner Basisarbeit weitermachen: Weitere Obstbaumbesitzer habe er schon angesprochen wegen der Pflege ihrer Bäume. Und die ÖDP habe kürzlich Anteile gekauft an einem Unverpacktladen in der Gegend. Auch da werde er ehrenamtlich ein paar Stunden mithelfen.
Zur Person
Seit mehreren Jahren ist Winter Kreisvorsitzender der ÖDP in Miltenberg sowie stellvertretender Bezirksvorsitzender der ÖDP in Unterfranken. Außerdem ist er mittlerweile Mitglied im Seniorenbeirat in Sulzbach, eine Aufstellung für den Gemeinderat habe er abgelehnt. Vor seinem Ruhestandseintritt arbeitete er in einer Werbeagentur.
Gleich nach seinem Parteieintritt im Jahr 2015 ist er für die darauffolgende Bundestagswahl als Kandidat für den Wahlkreis Miltenberg/Main-Spessart angetreten. 2013 war er schon Direktkandidat für Bünd